schrefler  
 
 
 
panta rhei

Gedanken & Aphorismen von Klaus Schrefler


Zitat
Der Ring, der in ähnlicher Form im Film „Im Auge der Sonne“ die zentrale Metapher für Zusammenhänge und Verbundenheit bildet, bezieht sich auf den „Kreislauf des Lebens“; dieser Zugang wird am Leitgedanken des Films deutlich: „Das Meer ist Teil des Tropfens, so wie die Sonne Teil von uns“.

„Als ich gemeinsam mit Thomas Siegl an einer grafischen Umsetzung des zentralen Symbols beschäftigt war, sollte der Kreislauf des Lebens eine Abbildung finden - die Form als Essenz einer funktionierenden mehrdimensionalen Verschränkung, die zeitlose Krümmung des Lebens in sich selbst.

Die Assoziationskette von Menschen, die den Ring während meiner langen Arbeit an der Skulptur betrachteten, führte in der Geschichte zurück. Via Platon, Simplikios und Aristoteles - die das Zitat ihrerseits aufgegriffen haben - gelangt man zum Philosophen Heraklit, dem die Kernaussage zugeschrieben wird. Aristoteles formulierte dessen Lehre knapp als „Πάντα χωρεῖ καὶ οὐδὲν μένει“ („Pánta chorei kaì oudèn ménei“, „Alles bewegt sich fort und nichts bleibt.“).

Heraklit vergleicht das Sein mit einem Fluss, indem er sagt, niemand könne zweimal in denselben Fluss steigen. „Panta rhei“ stellt demnach eine Verkürzung, eine Interpretation der Äußerungen Heraklits dar.

Aphorismus
Die meinerseits leicht abgewandelte Formulierung „Derselbe kann niemals in denselben Fluss steigen“ wird der steten Transformation des eigenen Daseins und des Lebens im Generellen gerecht. Genau diese Transformation, auf die sich diese Werksreihe bezieht, sowohl symbolisch, als auch in der Formgebung, drückt nicht nur (m)eine Verbindung mit einem Gebirgsbach aus, sondern versinnbildlicht meine Lebensphilosophie an sich.

Kontext der Universität
Die formale Sprache der Arbeit darf als Anlehnung an die Ringparabel aus „Nathan der Weise“ gelesen werden. Aus dem Kontext des Fließens heraus, entsteht die Einsicht, dass es wahre, ewige oder unveränderliche Erkenntnis nicht gibt. Gerade die wissenschaftliche Tätigkeit bringt die Sehnsucht nach unverrückbaren Dogmen mit sich. Allzu viele unserer harten Fakten beruhen jedoch auf Annahmen oder Theoremen, die nicht nachweisbar sind oder ohnehin nur für eine gewisse Zeit halten.

Die Sicht des Werks unter diesem Aspekt, soll keineswegs die Wissenschaft als solche in Frage stellen, sie hat auch nicht die Absicht deren Erkenntnisse zu schmälern und trägt dennoch dem ewigen Fließen jeglicher Erkenntnis Rechnung. Als fließende Steinskulptur verinnerlicht sie diesen immanenten Widerspruch in sich selbst.

Assoziationen
Ich selbst habe die Universität seit jeher als Ort eines Bewusstseinsprozesses betrachtet – die philosophische Komponente des permanenten Lernens als einen sehr essentiellen Bestandteil der akademischen Anforderung.

Die Positionierung des Werks auf dem Universitätsgelände drückt für mich als Absolvent und Lehrbeauftragter auch meine Verbundenheit mit der Universität Graz aus. Diese Bildungsstätte trug und trägt wesentlich zur Entwicklung meiner Weltsicht bei. Panta rhei ist ein symbolisches Zeichen für ein offenes Selbstverständnis unserer Ausbildungs- und Forschungsstätten.

Wenn schließlich eine Gesellschaft dazu tendiert, sich der absoluten wissenschaftlichen Wahrheit oder der technischen Allmächtigkeit allzu sehr zu beugen, wird die Fähigkeit zum permanenten Wandel ebenso beeinträchtigt, wie infolge der immer wieder geforderten Unterwerfung zugunsten wirtschaftlicher Rahmenbedingungen - meines Erachtens folgt der Versklavung der Wissenschaft die Aufgabe des Menschen zugunsten opportuner Bedingungen.

Das Gleichnis aus dem zitierten humanistischen Werk von Gotthold Ephraim Lessing findet seine Parallele in unserer akademischen Ausbildung. Die Ring-Parabel darf und will aber ebenso auch im gesellschaftlichen Kontext verstanden werden.

 
 

 

uni-graz
Karl-Franzens-Universität Graz,
der Standort der Skulptur

Naturpark Sölktäler
ein Natur-Juwel in den Schlaminger Tauern, die Herkunft des Sölker Marmors

INTI - world art
Ein Lebenszyklus in Bildern, Film & Skulptur und der weitere Zusammenhang von 'panta rhei'.

panta rhei

das 'world art' projekt / ein lebenszyklus

panta rhei

 

panta rhei
---------

Neues / News and details

 
 
     
"Die schönste Harmonie entsteht durch das Zusammenbringen der Gegensätze."- Heraklit, Fragmente, B 8.
(Original altgriech.: "τὸ ἀντίξουν συμφέρον καὶ ἐκ τῶν διαφερόντων καλλίστην ἁρμονίαν […] γίνεσθαι.")
 
 

Visual Media Art
© 2014 Klaus Schrefler